Wieso das Wunschdenken zum Thema Kinder & Schule nicht immer Wirklichkeit wird?!

Welche Hilfen gibt es? Welche Art der Hilfestellung ist für mein Kind passend?

Aus dem Leben einer Mama, die Lerncoach, Elterncoach und Nachhilfe-Mutter ist

Vor ca. 20 Jahren war meine beste Freundin oft völlig genervt von mir, wenn ich Ihr erzählte, wie es meiner Tochter in der Schule ergeht, wie es mir geht, dass manchmal das Familienleben etwas eingeschränkt ist, und darüber, was wir alles unternehmen, um meiner Tochter bei Mathe zu helfen…

Sie meinte, ich hätte einen Vogel und würde völlig übertreiben. Der Grund für die Schulprobleme meiner Tochter lägen an XY (kurz sie hatte eine ganz klare Meinung dazu, was zu tun sei bzw. eben nicht!).

Sie hatte leicht reden, denn Ihre erste Tochter war der "Inbegriff" der nun folgenden  „Romantischen Vorstellung“ eines optimalen Wunschschulkindes.

(Den Vogel zeigte sie mir übrigens nicht mehr, als ihre anderen beiden Kinder in die Schule gekommen sind!)

Die "R​​​​​​omantische Vorstellung" über das eigene Kind

oder das Wunschkind?

Die romantische Vorstellung bzw. die Wunschvorstellung der meisten Eltern (auch die der LehrerInnen) scheint zu sein, dass die SchülerInnen selbstständig Ihre Hausaufgaben machen, sich hinsetzen, und konzentriert und flott den Lernstoff lernen bzw. erarbeiten. Ihre Hefte ordentlich und sauber führen, dass im Schnellhefter alle Blätter gelocht – chronisch und zum Fach passend abgehängt werden …  Sollte das Kind eine Herausforderung haben, meistert es diese selbst, mithilfe von Büchern, YouTube Tutorials, Dr. Google und Co. Der Schulranzen wird selbstständig und vollständig gepackt, am besten am Abend vorher.

Außerdem soll das Kind seinen außerschulischen Aktivitäten mit Begeisterung nachgehen und hierbei nicht nur Spaß haben, sondern vielleicht sogar etwas erfolgreich sein. Freunde sind wichtig und auch die trifft das Kind regelmäßig und fühlt sich bei ihnen wohl.

Dabei behält es immer seine innere Balance und achtet auch sich: holt sich Ruhe, wenn es nötig ist, ausreichend Aktivität bzw. Sport und ausreichend Schlaf. Und zumeist ist das Kind reflektiert.

Die Neuen Medien – Handy – benutzt es in Maßen.

Konflikte gibt es am besten gar nicht.

Jedes Kind ist anders!!

Verläuft Entwicklung linear?

Wow… das scheint das gängige Ausgangsbild und das Ideal eines Wunsch-schul-kindes zu sein??!!! 

Die Norm, in die die Kinder passen sollen?

Doch jedes Kind ist anders!

Die Entwicklung jeden Kindes verläuft individuell – auf keinen Fall linear.
(Wer erinnert sich noch an direkte Proportionalität?)

Wann hat Ihr Kind mit dem Laufen begonnen?
Normal (?) ist der Zeitraum von  8 Monaten - 20 Monaten (vergl. Remo H. Largo; Piper; S. 173)

Oder denken sie ans Sprechen lernen:
das eine Kind spricht sehr früh seine ersten Worte, das andere Kind lässt sich einfach Zeit.

Spätestens mit dem Eintritt in die Schule verändert sich für die meisten Kinder alles.

Sie sollten sich bitte alle gleich entwickeln, am besten auch alle gleich entwickelt sein. Bitte Mainstream Kinder - (vielleicht etwas besser als Mainstream wäre natürlich toll!) – so der Wunsch von uns Eltern.

Die Realität????

Entwickeln sich alle Kinder messbar auf gleiche Weise? Linear?

Seit über 20 Jahren arbeite ich im Lerncoaching, Elterncoaching und in der Lehrerausbildung für den Bereich: "Lernen". Noch dazu bringe ich Erfahrungen als vielfach Mutter mit!

(Ich kann bestätigen: Die Realität war nicht immer romantisch!)

Entwicklungen laufen nicht linear, schon gar nicht, wie im Lehrplan vorgegeben. Bedingt werden diese Entwicklungen durch die eigenen Bedürfnisse des jeweiligen Menschen, der Umwelt, dem Umgang mit dieser, den Themen und Herausforderungen, denen die Menschen begegnen, der körperlichen Konstitution, der Kern-Familie, …(Auch hierüber könnten wir ein Buch schreiben!!)

Wichtig ist, dass sie verstehen, dass ganz viele Faktoren die Entwicklung ihres  Kindes beeinflussen! Es sind eben nicht nur die Eltern, die Schule,  sondern auch Freunde und das eigene „Sein“ des Kindes, …
 

Natürlich geben Eltern ihr Bestes, denn sie wünschen sich, wie oben beschrieben, nur das BESTE für Ihre Lieben (siehe "Romantische Vorstellung" zu Beginn des Artikels).

Obwohl Eltern nur das BESTE geben & wünschen ...

lehrt uns (mir) die Wirklichkeit, dass (mein Kind) Kinder  trotz aller Bemühungen externe Unterstützung gut gebrauchen können.

Nur das BESTE wurde gewünscht (wünschen darf man sich ja bekanntlich alles!!), kommt es in der Realität oft anders.

So bekomme ich oft Hilferufe (also Aufträge) wie z.B. diesen: 

„... Können Sie mir bitte helfen?
Meine Tochter tut sich so schwer in Englisch. Sie ist jetzt in der 5. Klasse.
In der Grundschule hatte sie nur super Noten und brauchte so gut wie nie etwas für die Schule tun. Jetzt hat sie nicht mehr so gute Noten und Englisch ist schwierig für sie….
Ich möchte auf alle Fälle, dass Emilia Abitur macht.“

Mir ist wichtig, ganz deutlich zu sagen: „Ich finde es Klasse, wenn sich Eltern, oft auch Kinder bzw. Jugendliche Unterstützung suchen, denn das zeugt in meinen Augen von Mut, Selbsterkenntnis, Hoffnung, Klarheit, Offenheit, dem Wunsch und oft auch der Vorstellung, dass es gelingt, das Thema zu erarbeiten, …“

Welches Angebot passt zu meinem Kind / zu mir?

Nachhilfe, Lerncoaching oder Elterncoaching?

Zuerst dachte ich mir, Emilia benötigt Englischnachhilfe, denn Ihre Mama schreibt: Emilia tut sich schwer in Englisch.

Dann lese ich weiter und die Mama beschreibt, dass sich Emilia in der Grundschule eigentlich nicht aktiv um Ihre Leistungen bemühen brauchte. Mir kommt die Idee, Lerncoaching kann für Emilia sinnvoll sein , denn dort kann ich ihr zeigen, was das Gehirn braucht, um überhaupt lernen zu können, kann Ihr Lerntricks zeigen, die Kinostrategie, einen Lernplan mit ihr erstellen,… 

Beim Weiterlesen denke mir, ein Elterncoaching wäre auch sehr hilfreich, denn die Mutter schreibt, dass sie sich auf alle Fälle das Abitur für ihr Kind erwartet. Die Erwartung überrascht mich (nicht), jedoch frage ich mich, ob diese Erwartung auch zu Emilias Lebensplan und Möglichkeiten passt.

Übersicht:

Nachhilfe ist prima, wenn

  • Wissenslücken entstanden sind durch Krankheit / Abwesenheit / Pandemie
  • als Unterstützung/Entlastung für die Eltern
  • für ein bestimmtes Thema, das einfach nicht verstanden wurde, bzw. nicht verständlich erklärt wurde
  • als Check-up vor Prüfungen / Abitur
  • als „Sicherheitsbegleitung“ in einem bestimmten Fach, weil das Kind es sehr schätzt, regelmäßig Rückmeldung zu bekommen
  • mein Kind sich den Stoff einfach nicht selbst erarbeiten mag (und ich auch keine Lust und Zeit dazu habe!)
  • etc.

 

Lerncoaching ist prima, wenn

  • Wissenslücken entstanden sind, um die eigene Integrität zu schützen.
    (Klingt etwas hölzern, soll jedoch bedeuten, dass das Kind z.B. lieber nicht lernt und schlechte Noten bekommt, als zu lernen und sich anzustrengen, dennoch "schlechte Noten" bekommt und somit ein Gefühl entsteht: „Ich bin halt zu blöd für…“, „Bringt ja eh nichts, wenn ich bei der Frau XY lerne, die Angaben verstehe ich ohnehin nicht in der Probe.“ …)
  • es Themen im „sein“ gibt
  • scheinbar zu viel für die Schule getan werden muss und zu wenig Zeit für Freunde, Sport,… bleibt
  • es Schwierigkeiten gibt bei der Übernahme/Übergabe von (Lern-)Verantwortung (meist wird diese gar nicht übertragen an die Kinder oder zu früh –  und für einige Kinder ist das zu viel (Lern-)Verantwortung!!)
  • „Lernen“ in Zeit gemessen wird (also nur die Zeit, die das Kind am Schreibtisch verbracht hat) nicht in „gelerntem Wissen“
  • nicht klar ist, wie man sein inneres Gedankenkarussell leise stellen kann
  • das Kind nicht mehr weiß, weshalb es geliebt und geschätzt wird
  • bei dem Wunsch nach mehr Prüfungskompetenz (kein Blackout mehr!)

 

Elterncoaching hilft prima, wenn

  • Du Dir unsicher bist, wie Du die Beziehung zu Deinem Kind erhalten sollst, weil sich alles um die Schule dreht und deshalb viel Streit entsteht.
  • Du Dir nicht sicher bist, ob Deine Erwartungen an das Kind auch zum Kind passen
  • Du merkst, dass es Deinem Kind nicht gut geht
  • Du merkst, Du benötigst ein bisschen Hilfe bei der Umsetzung von XY
  • Du Dich (oft) traurig fühlst, weil Du scheinbar alles falsch machst, mit …
  • weil Du nicht weißt, ob Du in bestimmten Bereichen Verantwortung an das Kind abgeben kannst, mit allen Konsequenzen (also inbrünstig!!)
  • weil Du gerne „wichtig“ bist für Dein Kind und du den Eindruck hast, wenn Du z. B. das Lernen abgibst, nicht mehr gebraucht zu werden
  • weil die Kinder nun selbstständig sind und das Nest verlassen

  •  

Nachhilfe zielt auf die Performance in der Schule ab, wohingegen 

(Lern-)Coaching auf die innere Stabilität / das "sein" / Balance / Selbstwirksamkeit wie z.B.  das Lernen  lernen, seinen Fokus legt.
(Auch hierzu könnte ich ein Buch schreiben, vor allem weil ich diese Ausbildungen zum Lerncoach seit über 15 Jahren unterrichte)

Es ist absolut in Ordnung, wenn Sie sich Hilfe holen  und / oder Unterstützung für Ihr Kind!

(Habe ich auch gemacht – meine Kinder durften auch zum Lerncoaching gehen, auch in Nachhilfe. Ein Sohn ist von der 5 Klasse bis zur 10 Klasse einmal in der Woche in Englisch zu seiner Uschi gegangen – das war wirklich Klasse für uns beide!!! Und auch ICH bin mit einzelnen Themen losgezogen und habe mich unterstützen lassen! Das ist in Ordnung!! Mache ich natürlich immer wieder! Mir hilft es beim „Mich weiter-entwickeln und meinem "sein"!“)


Emilia
Sie war übrigens zum Lerncoaching bei mir. Sie hat gelernt, was sie benötigt, um sich die Vokabeln und Grammatik gut und leicht zu merken, was das Gehirn braucht, um überhaupt startklar zu sein und sie hat den Englisch-Stoff nachgeholt.
Ihre Mama hat gelernt, dass sie sich alles wünschen darf – ganz leise für sich – doch dass Emilia ihren eigenen Weg gehen wird.

 


 

Mein Fazit zum Thema - Wunschdenken vs. Realität & Unterstützung:

Beziehung

Liebe Eltern, die Ihr alle  (ich auch!!) nur das BESTE für Eure Lieben wünscht, gerne alles für Eure Lieben machen würdet, nur damit sie keinen Kummer haben … denkt daran:

Bleibt in Beziehung zu Eurem Kind – euren Lieben.

Nur in Verbundenheit und Vertrautheit ist es möglich, offen über Dinge zu sprechen, die bewegen, um gehört, gesehen und verstanden zu werden. So lassen sich oft Veränderungen ermöglichen.

Tja, und obwohl Sie das BESTE wollen, dürfen alle (Eltern & Kinder) Fehler machen und sogar die Konsequenzen für ihr Handeln tragen.

Was für ein Glück, wenn die Kinder wissen, dass sie mit allen Dingen / Ärgernissen / Themen zu Ihnen als Eltern kommen dürfen und ggf. einen Backup oder Rat erhalten, mit dem Bewusstsein, selbst handeln zu dürfen, um die Sache zu klären (so entsteht Resilienz!!).

Für sie als Eltern gilt natürlich ebenso, dass sie Fehler machen dürfen! Sie dürfen sich sogar bei den Kindern dafür entschuldigen und auch bedanken, dass die Kinder so mache Themen der Eltern (er-)tragen.

Es läuft nicht gut bei uns...

Für den Fall, dass es mal nicht rund läuft, höre ich mir gerne Ihre Anliegen an und unterstütze Sie / Euch.

Good to know: Ich biete LernCoaching Plus an, hier dürfen Kinder Ihre Eltern mit ins Coaching bringen unter Einhaltung spezieller Spielregeln.

Herzlich

 

Birgit Widmann v. Rebay

 

P.S.: Für den Fall, dass Sie noch ein bisschen nachdenken wollen ... über das BESTE... dann ist das vielleicht eine sehr passende Geschichte für Sie! (Geeignet ist die Geschichte nur für absolute inbrünstige-VOLL-HERZBLUT Eltern! Es ist auch ein kleines Workbook dabei!!)

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